Bürgergeld und Armut in Deutschland

Michael-Gilde befasst sich mit sozial-karitativem Engagement

Dr. Andreas Fisch hielt den Eröffnungsvortrag für das Jubiläumsjahr der Michael-Gilde zum Thema „Armut in Deutschland. Handlungsperspektiven für Gesellschaft und Kirche“. Die Michael-Gilde in Dortmund feiert 2025 ihr 75-jähriges Bestehen und hat sich zum Jahresthema das sozial-karitative Engagement gesetzt. Zum Auftakt am Jahresbeginn führt Dr. Fisch von der Kommende Dortmund, Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn, die versammelte Michael-Gilde in die geltenden Armutsdefinitionen in der Europäischen Union ein. Dass 2022 17,3 Millionen Menschen bzw. 20,9 % der Bevölkerung in Deutschland in relativer Armut leben überraschte zahlreiche Gilde-Mitglieder und löste Betroffenheit aus. In einer genaueren Analyse zeigte Dr. Fisch, welche Gruppen besonders betroffen sind und welche Ursachen dem zugrunde liegen. Bei den Handlungsoptionen der Kirche sei die Kompetenz der Kirche in sozialen Fragen historisch und gegenwärtig stets dann am größten gewesen, wenn kirchliche Basis, Wissenschaft und Lehramt eng verzahnt zusammenarbeiten. Die besondere Kompetenz der Basis ist dabei der direkte Kontakt zu den Armen, besonders wenn neue Armutslagen noch unentdeckt sind.

In der Diskussion nach einer Einschätzung zur Diskussion ums Bürgergeld gefragt, zeigte sich Dr. Fisch von den Einschätzungen des Dt. Caritasverbandes überzeugt, dass die letzte Erhöhung notwendig gewesen sei.(1) Stattdessen sollten Hürden weggenommen werden, die es gerade Geringverdienenden verwehrten Arbeit aufzunehmen oder den Stellenumfang zu erhöhen, nämlich der abrupte Wegfall von Unterstützung bei höherem Verdienst, so dass weniger Finanzen übrig bleiben – Stichwort: „konstante Transferentzugsrate“(2). Ein Teilnehmer fasst seine Quintessenz des Abends treffend zusammen: „Ein gerechtes Gesetz hilft mehr als zahlreiche Spenden!“

Unter dem Bibelwort „Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.“ (Ps 27,8b) wird die Michael Gilde ihr 75-jähriges Gründungsjubiläum im Mai 2025 feiern. Dem Jahresthema „Sozial-karitatives Engagement“ bleibt sie das Jahr über treu.

Der Gildenvorsitzende Robert Kläsener beschreibt die Motivation zur Gründung wie folgt: „Nach den traumatischen Erfahrungen der 12-jährigen Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten haben sich im Jahr 1950 (am 21. November 1950) katholische Persönlichkeiten in Dortmund zu einem Freundeskreis zusammengeschlossen, um sich bei der Verwirklichung christlicher Grundsätze im eigenen Leben und in der Öffentlichkeit gegenseitig zu unterstützen. Sie nannten ihren Freundeskreis Michael-Gilde und traten dem Cartell Rupert-Mayer (CRM) bei.“

Kontakt: Dr. Andreas Fisch: fisch@kommende-dortmund.de

(1) https://www.caritas.de/fuerprofis/fachthemen/armut/fakten-statt-polemik-zum-buergergeld; https://www.caritas.de/fuerprofis/stellungnahmen/10-01-2024-stellungnahme-zu-verschaerfungen-der-buergergeld-sanktionen;

(2) https://www.kommende-dortmund.de/aktuelles/neues-amosinternational-zu-stellschrauben-gegen-soziale-ungerechtigkeit