Tagungshaus
„Ich freue mich, Ihnen als Preisträger des Unternehmerpreises 2010 „erfolgreich nachhaltig“ die SuperBioMarkt AG aus Münster vorzustellen. Gründer und Vorstand Michael Radau, herzlich willkommen.
Die SuperBioMarkt AG ist Anbieter ökologisch angebauter und hergestellter Produkte. Die Auswahl eines Supermarktes, gepaart mit dem Anspruch des Naturkostfachhandels. Die SuperBioMarkt AG beschäftigt in 15 Märkten – unter anderem in Dortmund-Hombruch – 300 Mitarbeiter, darunter 28 Auszubildende.
Unternehmerisch bestand die erste Herausforderung Anfang der 80er-Jahre darin, Bioläden und Bioprodukten – weg vom Müsli-Image – ein modernes Erscheinungsbild zu geben; den neuen Kunden Vorteile in Bezug auf Geschmack und Qualität zu vermitteln. Gezielt wurde so eine erheblich breitere Zielgruppe für ökologisch nachhaltiges Wirtschaften gewonnen. Manchmal kann man eben mit einer guten Strategie und der Idee zur richtigen Zeit die Kundschaft proaktiv für sich begeistern. Kein Wunder, dass das innovative Profil der Einzelhandelsfachkräfte mit Schwerpunkt „Naturkost/ Naturwaren“ zunächst intern, später – initiiert durch Radau – auch an der IHK NordWestfalen eingeführt wurde. Aktuell setzt sich Radau für die offizielle deutschlandweite Anerkennung ein.
Durch langfristige und faire Konditionen stärkt die SuperBioMarkt AG regional und überregional die ökologische Landwirtschaft und eine saisonale Vermarktung. Regionale Produkte werden gleichwertigen Importen vorgezogen. Radau setzt Zeichen, z.B. auch in der Milchpreis-Politik. Faire Preise, die die Existenz von Milchbauern sichern, sind für ihn selbstverständlich.
Gezielt werden Bauernhöfe und Werkstätten als Vertragspartner ausgewählt, die Menschen mit Behinderungen beschäftigen,– so etwa in der Produktion von Mitarbeiterschürzen.
Gesellschaftspolitische Verantwortung übernimmt die SuperBioMarkt AG durch gezielte Information von Schulkindern über ausgewogene Ernährung. Ein wichtiger Impuls, in Zeiten in denen Übergewicht, Mangelerscheinungen und Diabetes bei Kindern dramatisch zunehmen. Die SuperBioMarkt AG vergibt an Kindergärten und Kindertagesstätten spezielle Einkaufskonditionen (25 Einrichtungen nutzen dieses Angebot), bietet kostenfrei die spielerische Aufklärungsrallye „Kinderfrühstück“ an und unterstützt die dieser Idee verpflichtete Sarah Wiener Stiftung.
Schon das umfassende Angebot ökologisch angebauter und hergestellter Produkte ist ein Gewinn für bewusst konsumierende Bürger. Doch der SuperBioMarkt geht weiter. Die nachhaltige Unternehmensstrategie wird bis ins Detail gelebt: massive Energieeinsparungen (über ein Wärmerückgewinnungssystem, das mit der Abwärme der Kühlung Verkaufsräume heizt), Bezug von Strom aus regenerativer Erzeugung (erfolgreiche Teilnahme am Kooperations-Projekt ÖKOPROFIT) selbstverständlich. Und manches ließe sich noch aufzählen…
Soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden heißt konkret, z.B.: Sie bestimmen in ‚ihrem’ Markt über einen Teil des Sortiments und der Gestaltung; subsidiär unterstützt durch die Zentrale. Flache Hierarchien flankieren dieses Konzept und hoch motivierte Mitarbeiter stehen für den Erfolg.
Seit neun Jahren fließen die Gewinne nicht an die Gesellschafter, sondern werden in das Unternehmen und sein organisches, nicht maximierendes Wachstum reinvestiert. Der Bioladen von einst mauserte sich 1993 zu einem SuperBioMarkt. Die Umsatzerlöse konnten seit 2005 auf rund 23 Millionen Euro verdoppelt werden. Heute ist das Unternehmen SuperBioMarkt AG einer der größten Anbieter der Branche in Nordrhein-Westfalen.
Herzlichen Glückwunsch!“
„Ich freue mich, Ihnen als Finalist die GLS Bank mit Sitz in Bochum vorstellen zu dürfen. Herr Andreas Neukirch aus dem Vorstand, herzlich willkommen.
Die GLS Bank ist 1974 die erste sozial-ökologische Bank in Deutschland gewesen. Mitte 2009 hatte sie 70.000 Kunden und förderte 2008 mit Krediten über 6600 Unternehmen und soziale und ökologische Projekte.
Die GLS Bank orientiert sich bei der Anlage des ihr anvertrauten Geldes an ethischen Kriterien und 15 Ausschlusskriterien. Oft erwies sie sich als Vorreiterin in Neuland. So legte sie bereits 1991 den ersten Windkraftfonds auf und unterstützte die Gründung des Pionier-Öko-Stromanbieters. Und es sind die Kunden, die mitentscheiden, ob ihr Geld Behinderteneinrichtungen oder Kindertagesstätten angelegt werden soll.
Neben diesem vorbildlichen Geschäftsmodell lohnt sich ein Blick in die interne Gestaltung des Betriebs. Die Einkommensordnung wurde unter Beteiligung der Mitarbeiter erstellt. Ein Ergebnis: Die Spanne zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Gehalt darf das Verhältnis 1:6 nicht überschreiten. Auch die weiteren betriebsinternen Regelungen sind auf hohem Niveau mitarbeiterorientiert: Dafür stehen ein familienfreundliches Kindergeld, der hohe Frauenanteil und die Möglichkeit zum einem Sabbatjahr („Sabbatical“). Ein Zeugnis für die ökologische Ausrichtung des Unternehmens sind darüber hinaus die Bahncard für Fernreisende und für alle ein Monatsticket des Öffentlichen Nahverkehrs und bereitgestellte Fahrräder. Und wenn Termine nicht anders wahrzunehmen sind, bedient sich die GLS Bank des Car-Sharings.
Genau ist der Vorstand auch mit den unvermeidbaren, negativen Auswirkungen seiner Gebäude: Dienstreisen, Emissionen, Abfallwirtschaft, Strom- und Papierverbrauch werden regelmäßig gemessen und laufend in ihrer Umweltbilanz verbessert. Durch den Kauf von Carbon-Zertifkaten entsteht dann ein klimaneutrales Unternehmen (SCC - Stop Climate Change zertifiziert).
Obendrein gehört die GLS Bank zu den Gründungsmitgliedern der Global Alliance for Banking on Values (2009). In diesem internationalen Zusammenschluss bündeln elf nachhaltige Banken ihr Know how, um eine Alternative zum krisenbehafteten Finanzmarkt zu entwickeln und wirken dadurch politisch für ihre Ziele.
Und die Bilanz? Kann sich sehen lassen! Die sozial-ökologische Ausrichtung erweist sich als tragfähig, das Bilanzvolumen wächst seit 35 Jahren stetig, in den letzten Jahren um 20 %, 2008 um 27,4 %. Und obwohl man sich nicht die „ökonomischen Rosinen“ herauspickt und auch in risikobehaftete Zukunftsmärkte investiert, verzeichnet die GLS Bank unterdurchschnittlich wenig Kreditausfälle.
Die GLS Bank demonstriert, dass nachhaltiges und wertorientiertes Investment möglich ist und schafft so für alle Bürger und Bürgerinnen einen Raum, um ihr Geld verantwortungsbewusst anzulegen und darüber unsere Gesellschaft mitzugestalten.
Meinen herzlichen Glückwunsch!“
„Ich freue mich, Ihnen als Finalist die KURT Zeitarbeit GmbH aus Lehrte vorzustellen. Firmenleiter ist Herr Hasan Kurtulus, der leider verhindert ist. Ich begrüße daher den Personaldisponenten Herrn Klaus-Peter Zachel und seine Gattin aus Duisburg, herzlich willkommen.
Die KURT Zeitarbeit GmbH ist ein deutsch-türkischer Personaldienstanbieter für Industrie, Handwerk, Logistik und Kommunikation und hat 980 Mitarbeiter, darin inbegriffen sehr viele Menschen mit Migrationsgeschichte. Seit der Gründung 1992 in Hannover hat KURT Zeitarbeit deutschlandweit drei Tochtergesellschaften und dreizehn Geschäftsstellen eröffnet, zum Beispiel in Duisburg, zuletzt 2009 in Cottbus.
Ganz selbstverständlich fördert das Unternehmen die Einstellung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund: Menschen aus Deutschland, Kroatien, Russland, Griechenland, der Türkei und 15 weiteren Nationen verdienen sich dort ihr Einkommen.
Um gute Qualifikationen zu entdecken, erfolgen Einstellungs- und Personalgespräche auch mal in der Muttersprache eines Bewerbers, einer Bewerberin. Mitarbeiter, deren Qualifikationen in Deutschland nicht anerkannt werden, werden zusätzlich qualifiziert – sowohl intern im Austausch mit Fachkräften und Meistern als auch durch den Erwerb von IHK-Abschlüssen. KURT Zeitarbeit finanziert diese Fortbildung und erhält dafür marktgerecht ausgebildete und besser bezahlte Fachkräfte. Personaldisponenten verhandeln diese Gehaltsvorstellungen mit externen Kunden. Etwa 20 % der Mitarbeitenden erhalten auf diesem Weg eine höhere Entlohnung. Politisch setzt sich KURT Zeitarbeit für die Anerkennung von bestimmten Abschlüssen aus anderen Ländern ein.
Gar nicht oder gering qualifizierte Mitarbeiter werden gezielt gefördert, damit sie den aktuell geforderten Wissensstand beim Schweissen oder Dämmen erreichen und manchmal braucht es einfach den Gabelstapler-Führerschein. Eine eigene Qualifizierungsmatrix dient einer intensiven Weiterqualifizierung und Weiterbildung. Eigens dafür angestellte pädagogische Mitarbeiter unterstützen diesen Qualifizierungsprozess. Firmeninterne Dolmetscher in der Verwaltung lösen manche Verständigungsprobleme bei Mitarbeitern aus 20 Nationen.
Zudem unterstützt KURT Zeitarbeit ihre Mitarbeiter im Alltag, etwa beim Umgang mit Behörden oder bei der Wohnungssuche. Sowohl das Weihnachts- wie das Ramadanfest werden gemeinsam gefeiert, auch um Vorurteile abzubauen.
Der unternehmerische Erfolg zeigt sich nicht nur in der Bilanz (Deutschland 32 Mio. Euro und Lehrte ca. 7 Mio. Euro Umsatz), sondern auch in der Länge der Betriebszugehörigkeiten. Zirka 30 % der Mitarbeiter bei KURT Zeitarbeit gehören über 5 Jahre der Firma an, nicht wenige über 15 Jahre (in Lehrte 10 von 300), manche bleiben obwohl sie extern Angebote für eine feste Stelle erhalten. Dieses Jahr geht ein Senior mit 65 Jahren in Rente und hat seine Arbeitszeit auf eigenen Wunsch um einen Monat verlängert.
KURT Zeitarbeit hat damit ein überzeugendes und innovatives Weiterbildungskonzept für gering qualifizierte Menschen entwickelt, das besonders hilft, die Hürden von Menschen mit Migrationsgeschichte zu überwinden und fördert auf diesem Weg deren Integration in Arbeitswelt und Alltag.
Herzlichen Glückwunsch!“
„Ich freue mich, Ihnen als Finalist das Autohaus Franz Rüschkamp GmbH & Co. KG mit Standorten in Lünen, Lüdinghausen, Selm und Werne vorstellen zu dürfen. Unter 170 Mitarbeitern finden sich 35 Auszubildende. Geschäftsführer sind Joan Hendrik Rüschkamp und Michael Wilke, die beide leider verhindert sind. Ich begrüße daher Herrn Rüschkamps Vater und Mitgesellschafter Karl-August Kalvelage sowie den Geschäftsstellenleiter André Grünke, herzlich willkommen.
Das Autohaus Rüschkamp bietet eine breite Dienstleistungspalette an. Die Firmengeschichte reicht bis ins Jahr 1825 zurück, seit 1925 im – damals noch jungen – Automobilgeschäft tätig.
Ungewöhnlich und zukunftsorientiert ist, dass sich Rüschkamp schon seit den frühen 90er-Jahren für nachhaltig umweltschonende Brennstoffe einsetzt: statt fossiler Brennstoffe Erdgas, Flüssiggas, Pflanzenöl, BioEthanol. Seit 1991 verkauft er Elektroautos – den „Hotzenblitz“ – auf dem deutschen Automarkt und seit 2001 rüstet das Autohaus Wagen mit alternativen Antrieben zu. Nötig wurde hierfür ein eigener Ausbildungszweig, der Kfz-Mechatroniker für Elektromobile. Rüschkamp regte an, diese spezielle Ausbildung für die Ordnung der Handwerkskammer zu entwickeln. Der 1. Kurs ist gerade gelaufen, weitere kommen. Und die langjährige Praxis trägt Früchte: 2002 weist es europaweit die größte Anzahl verkaufter Opel Zafira mit Erdgas auf, seine Zurüstung von PKW mit E85 aus regionaler Landwirtschaft wurde prämiert und ein eigener Arbeitsplatz für Zurüstung auf alternative Antriebe musste 2008 eingerichtet werden.
Auch mit ihren Mitarbeitern und Auszubildenden beschreitet die Autohaus Rüschkamp ungewöhnliche Wege und zwar zum Wohl seiner Kunden, Mitarbeitenden und unserer Gesellschaft. In einem Umfeld mit einem hohen Anteil an Mitbürgern mit Migrationsgeschichte integriert Rüschkamp ganz selbstverständlich Jugendliche mit unterschiedlichen Migrationsgeschichten als Auszubildende und Mitarbeiter. Gezielt gefördert erkennt er ihre Kompetenzen und bindet deren spezielle Sprach- und Kulturfähigkeiten in das Angebot des Unternehmens ein. Eine eigens eingerichtete Sprachkompetenz-Datenbank sorgt dafür, dass wenn ein Russisch oder Polnisch sprechender Kunde vorfährt, der passende Mitarbeiter gefunden wird; neben Deutsch finden sich dort acht Sprachen und Münsterländer Platt. Der Integration in Betrieb und Gesellschaft dienen überschaubare Arbeitsteams, eine finanziell unterstützte Sprachförderung in Deutsch und die Übernahme in den Betrieb, also die handfeste wirtschaftliche Integration. Und die jungen Erwachsenen werden als Mitarbeiter ein Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens, das Kunden im Autohaus Rüschkamp honorieren.
Fazit: Durch ein stimmiges unternehmerisches und kultursensibles Konzept erschließt sich das Autohaus Rüschkamp den regionalen Markt sehr gut und fördert gesellschaftliche Integration. Zudem erweist sich Rüschkamp schon früh als weitsichtiger Pionier einer umweltfreundlichen Mobilität und stellt für seine Kunden und unsere Gesellschaft eine Weiche in eine umweltfreundliche Zukunft.“
Vorstellung der Preisträger im k•punkt Magazin der Kommende 2/2009, Zeitungsbeilage in einer Auflage von 160.000 Stück.