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The Conference House
„Ich werde in der U-Bahn, beim Friseur, beim Zahnarzt, im Zug, im Bus immer gefragt, woher ich komme.“ [1] (Samira El Quassil)
Von Rassismus betroffene Menschen werden immer wieder, vor allem mit wiederholter Nachfrage, mit dieser Frage von Weißen Menschen[2] konfrontiert. So verstanden drückt sich in der Frage „Woher kommst du eigentlich?“ eine Form des alltäglichen Rassismus aus, da es der Person, die – meist mehrfach – fragt, nicht um den eigentlichen Wohnort geht, sondern darum herauszufinden, warum die vermeintlich ‚nicht Deutsch aussehende‘ Person anders ist. Sie möchte also bspw. herausfinden warum die Person nun Schwarz ist. Die Frage nach dem Woher zeigt die Andersartigkeit auf und kann ausschließend wirken, weil sie als ‚nicht-Deutsch‘ von der Mehrheitsgesellschaft gelesen wird. Wie der Moderator Tarik Tesfu sagt, geht es „bei Rassismus nicht darum, wie man es gemeint hat, sondern darum wie er bei der anderen Person ankommt“[3]. Dieser individuell erlebte Alltagsrassismus wird letztlich durch institutionellen und strukturellen Rassismus verstärkt und gefestigt. Dieser verwehrt dann den von Rassismus betroffenen Menschen Bildungs- und Arbeitsmarktchancen.
Nach einem christlichen Verständnis steht der Mensch als Person mit seiner Biografie im Mittelpunkt und ist gleich vor Gott und untereinander. Auch nach den Menschenrechten sind alle „frei und gleich an Würde und Rechten geboren“. Trotzdem werden im Alltag und auch auf anderen Ebenen von einigen Weißen Menschen bewusst oder aufgrund rassistischer Sozialisierung diese konstruierten Unterschiede zwischen Menschen gemacht und weitergeführt, wodurch es zur Diskriminierung von Rassismus betroffenen Menschen kommt.
Für eine Veränderung dieser rassistischen Umgangsweisen, kann sich jede einzelne Person von uns mit den eigenen Vorurteilen sowie der eigenen rassistischen Sozialisierung auseinandersetzen. Jeder Mensch kann im Alltag aktiv werden und sich mit von Rassismus betroffenen Menschen solidarisieren. Genauso wichtig ist es den von Rassismus betroffenen Menschen mehr zuzuhören sowie ihre Meinung und Perspektive in den Fokus zu nehmen.
Konrad J. Haase
[1] Amna Franzke/Vanessa Vu/Thilo Kasper, ZEIT ONLINE, https://www.zeit.de/video/2019-03/6009938444001/vonhier-diese-frage-tut-weh, Stand: 14.08.2020.
[2] Schwarz und Weiß bezeichnen im Folgenden „politische und soziale Konstruktionen und [diese] sind nicht als biologische Eigenschaften zu verstehen. Sie beschreiben also nicht Hautfarben von Menschen, sondern ihre Position als diskriminierte oder privilegierte Menschen in einer durch Rassismus geprägten Gesellschaft.“, Broschüre „Mit kolonialen Grüßen…“ von glokal e.V.
[3] Siehe Fußnote 1.
Am Beispiel von Alltagsrassismus kritisiert Konrad J. Haase den strukturellen Rassismus Weißer Menschen, hinter welchem (un-)bewusste Normvorstellungen, Sozialisation und auch Intention stehen können. Die Perspektiven und die Empfindungen der von Rassismus betroffenen Menschen offenbaren die Verletzungen durch Worte und Taten. Jeder Weiße Mensch ist aufgerufen, von Rassismus Betroffenen zuzuhören und ihre Perspektive einzunehmen, sich seiner Vorurteile und Denkmuster bewusst zu werden und sich mit ihnen zu solidarisieren.
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