11.12.2020

Impfstoff gegen das Coronavirus – Wer hat, dem wird gegeben?

Vor wenigen Wochen kam die erlösende Nachricht: es gibt einen Impfstoff gegen das Coronavirus. Seitdem steigt die Hoffnung auf Normalität im Alltag und die erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie. Es wird heiß diskutiert, wie der Impfstoff verteilt und wer als erstes geimpft werden soll. Die EU hat sich bereits viele Millionen Impfdosen gesichert, regelmäßig kommen mehr dazu. Doch was ist mit den Ländern, die sich einen Impfstoff nicht leisten können?! Die Organisation COVAX, die von der WHO und EU gegründet worden ist, soll einen gerechten Zugang zum Impfstoff sichern. Doch sie ist abhängig von Spenden und die eigenen Partner kaufen ihr die Impfdosen weg – das Prinzip funktioniert also nur lückenhaft. Letztlich schaut jedes Land doch erstmal auf sich selbst. Laut der NGO Oxfam verfügen 13 Prozent der Weltbevölkerung über mehr als die Hälfte der zukünftig verfügbaren Impfdosen. Wer hat, dem wird gegeben?

In seiner jüngst erschienen Enzyklika „Fratelli Tutti“ wirbt Papst Franziskus für eine „zusammenstehende und solidarische Gemeinschaft“ (FT 36). Gleichzeitig mahnt er vor einem „Rette sich wer kann“ (FT 38). Er lädt jeden Menschen dazu ein als Anwalt für die Verlierer von Wirtschaft und Wettbewerb einzutreten. Denn als Christinnen und Christen sind wir dazu aufgerufen Solidarität mit allen Menschen zu leben. Mit Blick auf den Impfstoff gegen Covid-19 brauchen wir folglich eine globale Strategie!

Es sollte uns nicht zuerst darum gehen, dass wir so schnell wie möglich unser altes Leben zurückbekommen. Nein, es geht darum die Pandemie weltweit zu bekämpfen, möglichst viele Menschen vor dem Virus zu schützen und Leben zu retten. Das kann zur Folge haben, dass wir in Deutschland noch einige Zeit mit den gut zu verkraftenden Einschränkungen (AHA/AL-Regeln) leben müssen, damit zuerst schutzbedürftige Menschen in ärmeren Ländern den Impfstoff bekommen können, bei denen es um ihr Leben und nicht um die Wiedererlangung eines höheren Lebensstandards geht. Der „Covid-19-Impfstoff“ darf nicht zum Luxusgut werden. Das ist eine Frage der Solidarität und Gerechtigkeit – jedem muss gegeben werden!

Anna-Christina Beiker