Institute
The Conference House
Die Berliner Mauer (1961-1989) – oder der Antifaschistische Schutzwall, wie er in der DDR euphemistisch zw. zynisch genannt wurde – war beinahe vier Jahrzehnte Symbol der Trennung zwischen West- und Ost-Berlin und somit auch der Teilung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, zweier völlig unterschiedlicher Staatssysteme.
Am Tag der Deutschen Einheit spricht kaum einer von der Vergangenheit, stattdessen sind fast ausschließlich die anstehenden Sondierungsgespräche und mögliche Koalitionsbildungen Thema. Das Wunder der friedlichen Revolution wird – selbst in Berlin – kaum thematisiert. Was mit so viel Hoffnung auf ein wirklich wiedervereinigtes Deutschland 1989 begann, ist in den vergangenen Jahren auch vielfacher Enttäuschung gewichen, die sich vor allem durch mangelnde Wertschätzung der Lebens- und Arbeitsleistungen der Bürger*innen der DDR erklären lässt. Dabei können gerade die Bürger*innen in Westdeutschland aus der deutsch-deutschen Geschichte viel lernen:
Wer in der DDR gelebt hat, weiß das Grundrecht der Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik Deutschland anders zu schätzen. Die Staatssicherheit – Schild und Schwert der SED – bespitzelte die eigene Bevölkerung mit der Begründung den Sozialismus vor der Bedrohung durch den Kapitalismus zu schützen. In der Gedenkstätte Hohenschönhausen, dem ehemaligen Stasi-Gefängnis, wird deutlich, welche Gräueltaten Menschen verursachen können, wenn sie die Meinungsfreiheit systematisch missachten und ihre politischen Gegner als Feinde ansehen. Für die ehemaligen Insassen dieses Gefängnisses muss es wie Hohn klingen, wenn die AfD die heutige Politik mit der DDR gleichsetzt und behauptet, dass es keine Meinungsfreiheit mehr gäbe.
Das Grundrecht der Meinungsfreiheit und seine Bedeutung müssen wir wieder verstehen und zu schätzen wissen. Und das ist nur eins von vielen Beispielen bei denen Ost- und Westdeutsche voneinander lernen können und sollten. Insbesondere die lebendigen Zeugen der Teilungsgeschichte können uns dabei helfen und so zum Abbau von Ressentiments zwischen Ost- und Westdeutschen beitragen. Damit Deutschland am Ende wirklich wiedervereint ist.
Auch 31 Jahre nach der Wiedervereinigung bestehen noch immer Ressentiments zwischen Ost- und Westdeutschen – und das wird totgeschwiegen. Um diese zu überwinden, müssen wir die deutsch-deutsche Teilungsgeschichte stärker ins Bewusstsein holen, fordert Robert Kläsener im Stand•PUNKT.