28.10.2021

Muss man Angst haben, krank und nicht genügend versorgt zu werden?

„Ich hätte gerne einen Arzttermin, so schnell es geht.“ „Dann brauche ich einmal den Namen und die Krankenkasse, bitte“. - Diese Situation bei Terminanfragen für einen Arzttermin ist nicht neu. Laut des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung hat der Versicherungsstatus der Patient*innen einen hohen Einfluss auf die anschließende Wartezeit bis zu einem Arzttermin. So kann es sein, dass privatversicherte Patient*innen weniger als 12 Tage z.B. auf eine Magenspiegelung warten, während es bei Kassenpatient*innen ca. 25 Tage dauert.

Dabei geht v.a. in ländlichen oder unterversorgten Gebieten folgende Problemsituation mit einher: Ärzt*innenmangel, fehlende Praxen, abgewiesene Anfragen, langes Warten auf Arzttermine und bei gesetzlich versicherten Patent*innen das Gefühl, Menschen zweiter Klasse zu sein, z.B. wenn Privatpatient*innen in extra Wartezimmern verbleiben. Müssen sich Patient*innen besonders auf dem Land um ihre Versorgung fürchten?

Während der Krise rund um die Coronavirus-Pandemie hat sich diese Problemsituation zugespitzt. Durch die Herausforderungen in der Versorgung der Patient*innen, die sich mit dem Coronavirus in Deutschland infizieren und die damit einhergehende hohe Belastung für das Gesundheitssystem, fallen stetig Kapazitäten für die Versorgung anderer Krankheiten weg. So passiert es, dass Patent*innen mit Krebserkrankungen mehrere Monate auf eine geeignete Untersichtung warten müssen, sei es durch Ärzt*innenmangel auf dem Land oder durch die Bevorzugung von Privatpatient*innen.

Also ja - gesetzlich versicherte und privatversicherte Patient*innen werden ungleich behandelt und eine ausreichende Versorgung kann momentan in Deutschland nicht immer sichergestellt werden. Krankwerden kann so zu einem ernsthaften Problem werden.

Was macht die Politik, um hier entgegenzuwirken? Vereinfachung bzw. eine höhere Attraktivität des Medizinstudiums, ein Gesetz zum Abbau von Arztsitzen in überversorgten Gebieten – Maßnahmen, die bislang keinen Erfolg zeigen. Sie reichen nicht und dauern zu lange. Der systematischen Bevorzugung von Privatpatent*innen und dem Ärzt*innenmangel in ländlichen sowie unterversorgten Gebieten sollte systematisch und zeitnah mit politischen Maßnahmen und funktionierenden Gesetzen entgegnet werden. Denn es geht hier um Menschen, um ihre Gesundheit und ihr Leben.