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The Conference House
„Demokratie am Scheideweg. Zur Zukunftsgestalt in prekärer Weltlage – eine Menschheitsaufgabe“ – unter diesem Titel stand das Patronatsfest der Kommende Dortmund. Angesichts der weltweiten Krisenlagen stand im Mittelpunkt der Festbeiträge die Frage, welchen Beitrag die Religionen zu einer friedlichen Entwicklung leisten können.
Der Paderborner Weihbischof Josef Holtkotte zitierte zu Beginn seines Grußwortes Papst Franziskus: „Statt sich um das Ganze zu kümmern, spielt man im Garten der Menschheit mit Feuer, Raketen und Bomben, mit Waffen, die Tränen und Tod verursachen und das gemeinsame Haus mit Asche und Hasse überziehen.“ Der Papst setze in seinem Engagement für eine gemeinsame Verbesserung der Welt auf die Veränderungs- und Gestaltungsmacht der Religionen. Deutlich werde dabei, dass Franziskus ein eminent politscher Papst sei. Holtkotte verwies dazu auf die letzte Enzyklika „Fratelli tutti“ des Papstes und seiner Mahnung zur „politischen Nächstenliebe“. Gefordert sei der interreligiöse Dialog, den der Papst in seinem Wirken und seinen Reisen fördere. Holtkotte hob hervor. „Was könnte das für eine Kraft entwickeln, wenn die Religionen sich gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen.“
In seinem Festvortrag knüpfe NRW-Ministerpräsident a.D. Armin Laschet direkt an die Worte des Weihbischofs an. Er unterstrich den Einsatz von Christen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. „Die Politik brauche den moralischen Rat der Kirchen“, so Laschet. Und es brauche Menschen, die sich für den Zusammenhalt – gerade im Blick auf für die Zeit nach einem Krieg – einsetzen. Von der Kirche erwarte er, dass sie sich weniger mit sich selbst beschäftige, sondern sich in „den großen Weltfragen, die uns berühren“ engagiere. Laschet mahnte im Blick des Krieges in der Ukraine zur Besonnenheit. Die NATO dürfe nicht einen Krieg mit Russland hineingezogen werden.
Der Krieg in der Ukraine war während des Festaktes bedrückend nahe. Im Interview mit Kommende-Direktor Prälat Dr. Peter Klasvogt schilderte Tim Peters, Leiter des Kiewer Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, seine Erlebnisse. Beeindruckend sei, mit welcher Energie Ukrainer:innen inmitten des Leids und unter Einsatz ihres Lebens Hilfsaktionen durchführen. Immer mehr auch junge Menschen sind inzwischen bereit, ihr Land mit Waffen zu verteidigen. Aber, so Peters: Seine Mitarbeiter:innen und auch Jugendliche sagen in Gesprächen: „Der Krieg hat uns, die Menschen in der Ukraine, verändert.“
Am Ende des Kommendefestes wurde der Förderpreis Christliche Sozialethik 2022 an Dr. Sebastian Salaske-Lentern. Ute Hanswille, Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer der Kommende e.V. zeichnete Dr. Salaske-Lentern für seine Studie „Nachhaltiger Konsum und Beteiligungsgerechtigkeit. Impulse aus der christlichen Sozialethik zur Stärkung kritischer Konsument:innen“ aus. Der Preisträger lebt mittlerweile in Sydney/Australien und ist dort als Koordinator für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in der Diözese Parramatta tätig. Seine Studie ist im oekom-verlag München als Buch veröffentlicht.