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The Conference House
Die Verantwortung für ein Unternehmen und für die Gesellschaft stand am Mittwoch im Mittelpunkt des 11. Unternehmertages, zu dem Erzbischof Hans-Josef Becker in den Westfälischen Industrieklub Dortmund eingeladen hatte. Ausgerichtet wird der Unternehmertag traditionell von der Kommende Dortmund, der Bank für Kirche und Caritas sowie dem Bund Katholischer Unternehmer.
Zu Beginn ging Erzbischof Hans-Josef Becker auf die Fragen nach dem Ethos in der Wirtschaft und einer wertorientierten Unternehmensführung ein. Darüber, wie sich ein verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln unter den heutigen Gegebenheiten umsetzen lässt sprach im Hauptvortrag Prof. Dr. Andreas Barner, Mitglied im Gesellschafterausschuss des Familienunternehmens Boehringer Ingelheim, dem größten forschenden Pharmaunternehmen in Deutschland.
In seiner Begrüßung lobte Erzbischof Becker ethische Pioniere, die in ihrer jeweiligen Zeit die Zeichen der Zeit erkannt hätten und gegen landläufige Gewohnheiten und festgefügte Plausibilitäten angegangen seien. In einer historischen Betrachtung machte er dies am Wandel der Einstellungen gegenüber der Sklaverei deutlich. So sei über Jahrhunderte hinweg die Sklaverei auch von kirchlichen Vertretern und Denkern gerechtfertigt worden. In diesem Zusammenhang zitierte er das große Schuldbekenntnis von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 2000. Zu den von Erzbischof Becker genannten „Zeichen der Zeit“ heute gehöre der Schutz der Umwelt und der Lebensgrundlagen, wie er in der Umwelt- und Sozialenzyklika Laudato si von Papst Franziskus (2015) eindrücklich beschrieben werde. „Die Evangelische Kirche in Deutschland hat den Schutz unserer Lebensgrundlage zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz 1997 mit der Forderung nach einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft unterstrichen“, sagte Erzbischof Hans-Josef Becker.
Dass sich wirtschaftlicher Erfolg und soziale Verantwortung nicht ausschließen müssten, führte Prof. Dr. Andreas Barner aus. Der Arzt und Mathematiker ist auch Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages und im Rat der EKD. In seinem Vortrag schlug er einen Bogen von der Reformation zu den modernen Herausforderungen eines Unternehmens. „Es ist unser Anspruch, weder die Menschen im Unternehmen noch die Gesellschaft aus den Augen zu verlieren“, erklärte Prof. Dr. Barner. Dafür seien ethische Grundsätze wichtig, denn man könne nicht darauf bauen, dass der Egoismus alles regelt. Er nannte einige Beispiele, bei denen im Unternehmen Boehringer Ingelheim wirtschaftliche Überlegungen zurückgestellt wurden, etwa bei der Entwicklung und kostenlosen Ausgabe von Medikamenten gegen HIV / AIDS in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Im Anschluss an die Vorträge bestand für die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Unternehmertages die Gelegenheit, sich bei einem Abendessen am Tisch in kleiner Runde auszutauschen.
Bericht: Michael Bondin
Die Rede von Erzbischof Hans-Josef Becker erscheint bald im k.punkt spezial.