08.08.2024

Kann Southport auch in Deutschland liegen?

In der letzten Woche wurde wir Zuschauer:innen erschreckender und trauriger Ereignisse: In Southport wurden drei Mädchen durch einen 17jährigen ermordet, der noch zehn weitere Personen verletzte.

Insbesondere über soziale Netzwerke verbreiteten u.a. bekannte Rechte Falschmeldungen zur Identität des Täters. Es kam in mehreren Städten und Orten zu Demonstrationen gegen Asylbewerber:innen, sie und Polizist:innen wurden angegriffen. Sind diese Geschehnisse in Deutschland unmöglich und es ist ein rein britisches Phänomen?

Selbstverständlich NEIN. Meines Erachtens sind folgende Ansatzpunkte wichtig:

  1. Die außerordentliche Macht, die von sozialen Medien bzw. den dort verbreiteten Meinungen ausgeht, kann eine Bedrohung der Demokratie darstellen. Für Agitator:innen sind soziale Medien eine Bühne, auf der sie ihre Meinung ohne Kontrollinstanz verbreiten können. Diese Menschen gab es (leider) auch schon vor X, TikTok & Co – aber heute geben ihnen die digitalen Möglichkeiten eine viel größere Einflusssphäre, da die Gatekeeperfunktion wegfällt. Als Menschen, als Erwachsene, als Lehrer:innen haben wir die Aufgabe einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien vorzuleben und zu lehren. Politisch muss geschaut werden, wo gesetzliche Grenzen bei der Nutzung sozialer Medien sind und deren Einhaltung durchgesetzt werden.
  2. Rassismus und andere Formen der Diskriminierung muss entschieden entgegengetreten werden. Als Menschen haben wir alle Vorurteile – diese aber zu reflektieren muss gelernt und geübt werden. Auch hier sind Erziehende in allen Systemen gefragt. Politisch kann dem Rechnung getragen werden, indem Politik/Gesellschaftslehre in den Stundentafeln der Länder mehr Bedeutung, sprich mehr Stunden, zugestanden wird. Daneben muss der außerschulische Bildungsbereich finanziell und personell unterstützt werden. Als Gesellschaft können wir damit leben, dass Schüler:innen in Englisch nicht auf dem C2-Level die Schule verlassen – politisch ungebildete Absolvent:innen bilden hingegen gegebenenfalls eine Gefahr für das Gemeinwohl.
  3. Diejenigen, die gegen Minderheiten hetzen, haben zum Teil die subjektive Wahrnehmung politisch nicht vorzukommen. Auch hier ist neben Bildung in allen Bereichen zu überlegen, die politischen Beteiligungsmöglichkeit zu erweitern. Mit sog. Bürger;innenräten wurden zum Beispiel schon gute Ergebnisse erzielt, um erlebbare Teilhabe zu realisieren.

Und nicht zuletzt kann jede und jeder von uns da wo wir leben und arbeiten Haltung zeigen und sich nicht wegducken, wenn diskriminierende Meinungen geäußert werden. Haben wir Mut!