Institute
The Conference House
Am 11. November 2024 fand vor rund 50 Gästen das Kommende-Forum „Georgiens Weg nach der Parlamentswahl 2024“ statt. Dr. Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, und Klaus Wegener, Präsident der Auslandsgesellschaft beleuchteten dabei die komplexen Herausforderungen, mit denen Georgien seit dem Fall der Sowjetunion konfrontiert ist.
Dr. Matthias Kopp betonte, dass Georgien trotz Fortschritten in der Korruptionsbekämpfung weiterhin mit den Schatten der Autokratie zu kämpfen habe. „Viele politische Führer begannen als Befreier und entwickelten sich später zu Autokraten,“ erklärte er. Gleichzeitig hob er die ungebrochene Hoffnung der georgischen Bevölkerung hervor, die einen demokratischen Wandel und den Anschluss an den Westen anstrebt.
Klaus Wegener stellte die Rolle kleiner, zivilgesellschaftlicher Initiativen in den Mittelpunkt seines Beitrags. Er zeigte auf, dass Projekte wie Städtepartnerschaften die Demokratisierung Georgiens fördern können. „Diese Verbindungen schaffen Vertrauen und stärken die zivilgesellschaftliche Basis, die ein Gegengewicht zu russischem Einfluss und Autokratie bilden kann,“ so Wegener.
Hintergrund: Parlamentswahlen und Proteste
Die Veranstaltung fand vor dem Hintergrund der Parlamentswahlen in Georgien am 24. Oktober 2024 statt, die von Vorwürfen des Wahlbetrugs und massiven Protesten überschattet wurden. Trotz landesweiter Demonstrationen und der Enttäuschung der pro-westlichen Generation erhielt die regierende Partei „Georgischer Traum“ knapp 54 % der Stimmen. Dies verdeutlicht die politische Spaltung des Landes, das zwischen der Orientierung nach Westen und der Nähe zu Russland hin- und hergerissen ist.
Georgien als geopolitischer Brennpunkt
Georgiens strategische Lage an der Grenze zu Russland und zwischen den Handelswegen Asiens und Europas macht das Land zum Ziel internationaler Interessen. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wächst der geopolitische Druck. Während eine Mehrheit der georgischen Bevölkerung den Beitritt zur Europäischen Union unterstützt, bleibt der Weg dorthin durch innenpolitische Hürden und äußere Einflussnahme erschwert.
Die Rolle der Zivilgesellschaft
Die Veranstaltung betonte die Bedeutung der Zivilgesellschaft und internationaler Partnerschaften für die Stabilisierung und Demokratisierung Georgiens. Initiativen wie der Austausch zwischen Städten oder kulturelle Programme bieten langfristige Möglichkeiten, den westlichen Gedanken in der Region zu stärken und Georgien bei seinem Weg in eine demokratische Zukunft zu unterstützen.
Ein Land voller Potenzial
Trotz der Herausforderungen herrschte beim Kommende-Forum Einigkeit darüber, dass Georgien ein Land mit großem Potenzial ist. Die Hoffnung auf Veränderung und die Entschlossenheit der georgischen Bevölkerung wurden als entscheidende Faktoren für die Zukunft hervorgehoben.
Der Blick an diesem Abend aus der Kommende Dortmund nach Georgien verdeutlichte dabei nicht nur die geopolitischen Spannungen in der Region, sondern auch die Bedeutung von Solidarität und Engagement – ein Appell, der auch über die Grenzen Georgiens hinaus Gültigkeit hat.