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The Conference House
Unter Mitwirkung von Kommende-Mitarbeitern sind in sozialethischen Fachpublikationen zuletzt mehrere Bücher bzw. Fachzeitschriften erschienen, die sich mit sozialer Ungleichheit und der Steuergerechtigkeit befassen. Wir möchten diese Publikationen hier kurz vorstellen, um sie und die darin verhandelten gesellschaftlichen Themen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Amosinternational 4/2018 - Heft: Steuergerechtigkeit
Markus Vogt, Professor für Christliche Sozialethik in München, und Peter Schallenberg, Professor für Moraltheologie und Ethik in Paderborn, Leiter der Katholisch-Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach (KSZ) und früherer Kommende-Direktor, geben folgenden Sammelband heraus:
Markus Vogt/Peter Schallenberg (Hg.): Soziale Ungleichheiten. Von der empirischen Analyse zur gerechtigkeitsethischen Reflexion, Paderborn 2017
Zahlreiche Studien diagnostizieren weltweit wachsende soziale Ungleichheit. Wie aussagekräftig sind die zugrunde gelegten Parameter? Tendiert der Kapitalismus systemimmanent zu mehr Ungleichheit (Piketty) und ist Ungleichheit „die Wurzel aller Übel“ (Franziskus)? Welcher normative Stellenwert soll dem Gleichheitspostulat zukommen?
Empirisch wird untersucht, wie Armut aufgefasst und gedeutet werden kann (Joachim Wiemeyer), wie sich soziale Ungleichheit global darstellt (Elke Mack) und welche Ungleichgewichte die Besteuerung der Arbeitseinkommen vor dem Maßstab einer angemessenen Besteuerung aufweist (Andreas Fisch).
Anschließend entwickeln die Philosophen und Sozialethiker Stefan Gosepath, Johannes Frühbauer, Udo Lehmann, Markus Vogt und Peter Schallenberg als Moraltheologe unterschiedliche, differenzierte Zugänge, um Ungleichheit in ihren vielen Facetten angemessen zu bewerten.
In den „Konkretionen“ werden dann die Folgerungen für folgende Bereiche gezogen: Erben (Werner Veith), Klimagerechtigkeit (Andreas Lienkamp), Sorgegerechtigkeit (Sonja Sailer-Pfister), Gesundheitssystem (Markus Zimmermann) und im Bildungssystem (Axel Bernd Kunze), sofern Schlussfolgerungen nicht schon in der anderen Beiträgen für Politik und Gesellschaft gezogen werden.
AMOSinternational 1/2016 - Themenheft: Soziale Ungleichheit, hg. von der Kommende Dortmund, der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Sozialethikern und Sozialethikerinnen und der KSZ
In diesem Themenheft gehen die einzelnen Beiträge der Frage der Armut (Joachim Wiemeyer) und der zunehmenden Ungleichheit aus ökonomischer Perspektive (Gebhard Kirchgässner) nach. Johannes Frühbauer hinterfragt, ob Europa ein Gerechtigkeitsprojekt sei oder werden kann und Udo Lehmann reflektiert darüber, wie viel Ungleichheit die Gerechtigkeit verträgt. Im Interview, nachbohrend geführt von Richard Geisen, entwirft Andreas Fisch neue Leitbilder für die Steuer-, Bildungs- und Verteilungspolitik.
In Einzelpublikationen befasst sich Andreas Fisch als Wirtschaftsethiker des Sozialinstituts Kommende Dortmund zusätzlich mit den Aspekten, wie demografische und private Ursachen zu sozialer Ungleichheit führen:
Damit sich Leistung mehr lohnt! Steuerliche Anreize für auskömmliche Erwerbsarbeit, in: Theologie und Wirtschaft – Beiträge zu einer christlich-sozialethisch perspektivierten Wirtschaftsethik (Arbeitstitel), hg. von Claudius Bachmann, Alexandra Kaiser-Duliba u.a., Münster 2019 (im Erscheinen)
Die Spaltung in Arm und Reich - mitverursacht durch private Entscheidungen? Zu einigen Lösungsansätzen zwischen Wahlfreiheit und Bedarfsorientierung, in: Amosinternational 2/2015, 48-54
und mit der Frage, welche Ursachen im Arbeitsmarkt zu einer Einkommenspaltung führen und inwieweit Reformen im Bildungssystem hin zu einer größeren Chancengleichheit diese Ursachen beheben könnten:
Zu den arbeitsmarktbezogenen Ursachen der Spaltung in Arm und Reich. Chancengleichheit im Bildungssektor als Antwort?, in: ETHICA. Wissenschaft und Verantwortung 1/2016, 13-40
Inspirationen zur Katholischen Soziallehre im Unterricht. Bildungsgerechtigkeit und die wachsende Spaltung in Arm und Reich (in zwei Teilen), in: Katholische Bildung, Hefte 1/2015, S. 10-19; 2/2015, S. 73-80.
Den Schwerpunkt auf soziale Ungleichheit bei Vermögen und Erbschaften besonders für die außergewöhnlich Reichen in Deutschland und die Herausforderungen für die Steuergerechtigkeit legen zwei weitere Publikationen:
Die Beiträge der ökumenischen Zeitschrift für Sozialethik „Ethik und Gesellschaft“ werden vor der Veröffentlichung extern begutachtet (peer review-Verfahren) und sind online kostenlos verfügbar. Das Heft zur "Vermögenskonzentration" haben Bernhard Emunds, Professor für Christliche Gesellschaftsethik und Sozialphilosophie an der Phil.-Theol. Hochschule St. Georgen und Leiter des Nell-Breuning-Instituts in Frankfurt, sowie Matthias Möhring-Hesse, Professor für Theologische Ethik / Sozialethik in Tübingen, verantwortet:
Ethik und Gesellschaft Nr. 1 (2016): Die Vermögenskonzentration und das Zuviel an sozialer Ungleichheit
Dass gerade bei den Vermögen die Ungleichheiten zunehmen, dass sich – mehr noch – das gesellschaftlich vorhandene Vermögen bei wenigen an der Spitze, bei den Superreichen, konzentriert, ist nicht erst seit „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ von Thomas Piketty bekannt. Zunehmend wird aber gesellschaftlich bewusst, dass die – gerade auch in Deutschland – zugespitzte Vermögenskonzentration nicht nur Folge und Indikator sozialer Ungleichheiten ist, sondern dass sie diese unter finanzmarktkapitalistischen Bedingungen weiter verschärft. Und dass diese Vermögenskonzentration schädlich für liberale, erst recht für demokratische Gesellschaften, aber auch für deren kapitalistisch verfasste Volkswirtschaften ist.
In einem breiten Teil zur Bestandsaufnahme untersuchen die ausschließlich männlichen Autoren die einseitig ablehnende Rezeption von Piketty in Deutschland (Julian Blank), die mögliche Gefährdung des Kapitalismus durch eine zu stark Polarisierung (Hartmut Elsenkamp), Wirkungen der Vermögenskonzentration auf die Gesellschaft (Johannes Schmidt) und auf deren Verteilungstendenzen (Eckhard Hein). Ein eigener Artikel analysiert den Einfluss und die Rolle von Stiftungen (Dierk Hirschel).
Andreas Fisch begründet sozialethisch elf Kriterien zur Bestimmung von Steuergerechtigkeit und wendet diese Kriterien differenzierend auf die aktuellen Debatten zur Vermögens- und Erbschaftssteuer an. Damit leitet er zu den zu erwägenden Reformansätzen über. Ulrich Klüh fragt, ob eine stärkere Besteuerung von Vermögen/Kapital einen sinnvollen Beitrag zur Lösung aktueller sozioökonomischer Probleme liefern kann. Demgegenüber plädiert Giacomo Corneo für den Aufbau eines öffentlichen Kapitalstocks im öffentlichen Eigentum anhand zweier Modelle, um die Vermögenskonzentration an der Spitze abzubauen.
Alle Beiträge finden sich kostenfrei und in voller Länge hier!
Jörg Alt/Patrick Zoll (Hg.): Wer hat, dem wird gegeben? Besteuerung von Reichtum: Argumente, Probleme, Alternativen, Würzburg 2016
Eine Rezension des Bandes findet sich HIER!
In diesem Band versammeln die beiden Jesuiten interdisziplinär im Kapitel „Sehen“ Bestandsaufnahmen, wie es um die Vermögensungleichheit bestellt ist (Stefan Bach), welche Einstellungen Eliten zu Steuern und Staatsverschuldung haben (Michael Hartmann) und wie die Einstellung zum Reichtum sich in Afrika darstellt (Epiphane Kinhoun).
Im zweiten, kontrovers und perspektivisch vielfältig angelegten Teil „Urteilen“ lehnt Otfried Höffe eine spezielle Reichensteuer ab, wird die (progressive) Besteuerung vertragsrechtlich (Joachim Wiemeyer) und naturrechtlich analysiert (Elmar Nass). Matthias Möhring-Hesse hebt die Gefährdung der politischen Gleichheit durch exorbitanten Reichtum hervor und plädiert für einen substanziellen Abbau dieser Ungleichheiten. Jonas Koudissa leitet aus dem afrikanischen Selbstverständis eine Begründung für eine Besteuerung der Superreichen her. Andreas Fisch gibt einen Überblick über die wenigen Begründungsansätze innerhalb der Katholischen Soziallehre und Christlichen Sozialethik von Oswald von Nell-Breuning bis zur Gegenwart wieder.
Bei den „Handlungskontexten“ werden für Deutschland Besteuerungsdefizite aus Sicht der Finanzämter dargestellt (Enrico Schöbel), das Potenzial einer Vermögenssteuer einer redlichen Analyse unterzogen (Timm Bönke) und politische Handlungsmöglichkeiten, teilweise nur mit europäischer und internationaler Abstimmung durchführbar, aber in vielen Bereichen auch national durchsetzbar (Lorenz Jarrass und Johannes Hoffmann), analysiert. Der Deutschlandbezug wird ergänzt um internationale Herausforderungen: „aggressive Steuerplanung“ bei Unternehmen (Cornelia Eichinger), illegale Finanzströme (Markus Henn) und internationalen Steuerwettbewerb (Thomas Rixen), bevor die Herausgeber selber eine ernüchternde Bilanz ziehen.
Im Sozialinstitut Kommende Dortmund wurde das Thema soziale Ungleichheit zuletzt in Fachtagungen, Vorträgen und Publikationen behandelt.
Das vernachlässigte Thema der Steuergerechtigkeit im Gespräch mit Paul Kirchhof, Gregor Nöcker und Julia Friedrichs sowie bei den Steuerberatertagen zum Berufsethos besprochen sowie in mehreren Publikationen reflektiert und in Vorträgen zur Diskussion gestellt, etwa in kontroversen Podiumsdiskussionen oder bei der Analyse der seit Ende August debattierten Steuererleichterungen (MIT).
Als Fachtagung die 8. Heppenheimer Tage zur christlichen Gesellschaftsethik. Mit Steuern steuern? Chancen und Grenzen gemeinwohlorientierter Fiskalpolitik in Kooperation mit dem Institut für Theologie und Sozialethik, Darmstadt, und dem Haus am Maiberg von Fr. 20.04. bis Sa. 21.04.2018 im Haus am Maiberg, Heppenheim (Bergstraße). Programm. Tagungsberichte.
Hingewiesen sei auch auf die Erkenntnisse des Forschungsprojekts „Steuergerechtigkeit und Armut“, publiziert von Jesuitenpater Jörg Alt, Wir verschenken Milliarden: Erkenntnisse des Forschungsprojekts „Steuergerechtigkeit und Armut“ (Fragen der Zeit), Würzburg 2016.
Eine Aufstellung aktueller Veröffentlichungen (Stand: Mai 2019) zu den Themen Steuergerechtigkeit und soziale Ungleichheit von A. Fisch finden Sie hier.