Tagungshaus
Student*innen aus Arbeiterfamilien trifft die Pandemie besonders hart. Schon unabhängig von Corona stolpern junge Menschen aus „bildungsfernem Milieu“ beim Studienbeginn über Hürden: Sie studieren oft als erste in der Familie und haben keine oder kaum Kontakte zu Akademikern. Das neue Umfeld fühlt sich für sie fremd an. Es fehlt ihnen ein „Handbuch“ für diese unbekannte neue Welt, um Herausforderungen bewältigen zu können. Andere Student*innen und Professor*innen sind ihnen in normalen Zeiten eine Hilfe. Einfach mal in die Sprechstunde gehen oder den Sitznachbarn in der Vorlesung etwas fragen - durch COVID-19 fehlt dieser persönliche Kontakt und die Studienanfänger sind völlig auf sich allein gestellt. Weitere Schwierigkeiten kommen hinzu: Klassische Nebenjobs wie in der Gastronomie fallen weg und einige müssen ihr Studium wegen finanzieller Probleme abbrechen.
Der Hochschulbildungsreport 2020 zeigt deutlich wie dramatisch die Lage auch ohne COVID-19 schon war: Die soziale Herkunft und die Bildung der Eltern beeinflussen immer schon die eigenen Bildungs- und Aufstiegschancen. Drei Viertel der Kinder aus Akademikerfamilien studieren. Bei Kindern aus Nicht-Akademikerfamilien sind es nur 20 Prozent. Einen Masterabschluss macht fast die Hälfte aller Akademikerkinder, doch nur acht Prozent der Nicht-Akademikerkinder. Diese ohnehin schon existierende Kluft zwischen beiden Gruppen wird durch die Corona-Pandemie nun noch größer.
Darum müssen Verhältnisse geschaffen werden, in denen die soziale Herkunft nicht entscheidend ist für das Gelingen des eigenen Bildungswegs. Als Voraussetzung dafür braucht es Gleichberechtigung, nicht zu verwechseln mit Gleichheit. Wegen erschwerter Startbedingungen benötigen Student*innen aus Arbeiterfamilien möglichst früh stärkere Unterstützung als andere. Deshalb gehen zum Beispiel Ehrenamtliche von Arbeiterkind.de in Schulen und ermutigen Schüler*innen, als erste in der Familie zu studieren. Darüber hinaus klären sie über Möglichkeiten der Finanzierung auf. Nur durch solche konkreten Hilfen entsteht wirkliche Chancengleichheit – und höhere Bildung ist für alle zugänglich, nicht nur für diejenigen, denen dieser Weg „in die Wiege gelegt“ worden ist.
Mehr unter:
https://www.hochschulbildungsreport2020.de/chancen-fuer-nichtakademikerkinder
Statistiken zeigen: In Deutschland sind die eigenen Bildungschancen immer noch von der sozialen Herkunft und Bildung der Eltern abhängig. Die Corona-Pandemie verstärkt den Graben zwischen Akademiker- und Arbeiterkindern. Claudia Schwarz plädiert im Stand•PUNKT für wirkliche Chancengleichheit, damit höhere Bildung allen zugänglich ist.
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