18.06.2021

Gegen Rassismus aktiv sein – in Gesellschaft und Kirche

Am 8. Juni hat die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) zum vierten Mal den Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus verliehen. Mit dem Preis werden „Initiativen von Personen, Gruppen oder Organisationen ausgezeichnet, die in Deutschland aus dem katholischen Glauben heraus im Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus tätig sind oder sich prägend an ökumenischen oder gesellschaftlichen Initiativen beteiligen“.

Und tatsächlich werden mit diesem Preis zunächst Themen zu Rassismus in den Blick genommen und in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Wie die DBK deutlich macht, treten „Übergriffe auf Migranten und Flüchtlinge, Anschläge auf jüdische und muslimische Gotteshäuser, Hass und Feindschaft gegenüber allem, was fremd erscheint“[1], häufig auf. An dieser Stelle muss betont werden, dass Rassismus auch in der Mitte der Gesellschaft salonfähig ist und auf institutionellen, strukturellen sowie individuellen Ebenen wirkt.[2] Von Rassismus betroffene Menschen werden so strukturell beispielsweise Bildungs- und Arbeitsmarktchancen verwehrt.

Rassismus ist auch in innerkirchlichen Bereichen ein Problem. Das zeigten auch Veranstaltungen auf dem 3. Ökumenischen Kirchentag diesen Mai. Im Rahmen des Schwerpunktes Kirche und Macht wurde beim Forum „Weiße Kirchen - Warum unsere Kirchen so weiß dominierte Räume sind[3] deutlich, dass die deutschen Kirchen am Anfang eines Diskussionsprozesses stehen, wo Anliegen von Rassismus betroffenen Menschen in den Blick genommen werden. Allerdings braucht es für eine Bewusstseinsänderung mehr als ein Forum auf dem ÖKT. Darum bleibt es Aufgabe für die Kirchen auf den unterschiedlichen Ebenen rassismuskritisch zu werden und antirassistisch zu arbeiten.

Die Preisträger*innen des Katholischen Preises gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zeigen Beispiele auf, wie kreativ Menschen gegen Rassismus vorgehen können. So organisiert ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis – ausgezeichnet mit dem 1. Preis – seit 2018 das „Ostritzer Friedensfest“ als Protest gegen ein rechtsextremes Musikfestival. Anders fördert das Projekt „verlorene Orte“ – ausgezeichnet mit dem 2. Preis – das wechselseitige Verständnis zwischen Menschen mit und ohne Fluchthintergrund und hilft neue Perspektiven aufzuzeigen. Damit sind gute antirassistische Beispiele gegeben, die bereits einen Anfang für ein gerechteres Zusammenleben darstellen. Denn noch sind hierfür vor allem strukturelle Veränderungen und eine Bewusstseinsänderung in der Mehrheitsgesellschaft notwendig. 

Konrad J. Haase

[2] Vgl. Päpstliche Kommission Justitia et Pax, Die Kirche und der Rassismus. Für eine brüderliche Gesellschaft (Arbeitshilfe Nr.67), Bonn 1988, Nr.8ff.