Gesellschaft gestalten mit „Herz und Haltung“

Dass Fußball für viele Menschen einen großen Stellenwert einnimmt und großes Potential bei Spielern und Fans erzeugen kann, ist unumstritten und bei den zahlreichen Spielen im In- und Ausland mehr als nur sichtbar. Fußball schafft, wovon andere Einrichtungen oder Gruppierungen teilweise nur träumen können: eine breite Öffentlichkeit zu mobilisieren, Menschen und ihre Interessen zusammenzubringen und auf ein Ziel hin zu prägen. Damit ist für viele Fußball mehr als nur Sport. Freiburgs langjähriger Fußballtrainer Streich verlässt nach erfolgreichen Jahren seinen Sportclub. Die Kommentare und Reaktionen machen deutlich, er war nicht nur Trainer auf dem Platz, sondern hat sich mit seinen Äußerungen und seinem Verhalten weit über die Stadiongrenzen hinausbewegt. In Kommentaren zu seiner Entscheidung heißt es in den sozialen Netzwerken beispielsweise: „Einer der wenigen Menschen in der Öffentlichkeit mit Herz und Haltung!“ Es gibt viele Möglichkeiten in der Welt zu agieren und die Gesellschaft mitzugestalten. Eine der entscheidenden Möglichkeiten dabei: mit Herz und Haltung. Demokratische Gemeinschaft, politische Debattenkultur, gesellschaftliche Entwicklung, Auseinandersetzung mit Parteien u.a. können frei von Polemik, an der Sache orientiert und konstruktiv kritisch sein. Doch am Ende vermisst man nicht selten, was dem Trainer wohl zu eigen war: Die Sache mit „Herz und Haltung“ anzugehen, hinter Anliegen und den Argumenten auch selbst zu stehen. Das bedeutet, eine Klarheit und Authentizität zu haben, in dem, was es zu sagen gilt, einen langen und starken Atem in dem, was vorangebracht werden muss und ein aufrichtiges Profil, welches frei von unzulänglichen Eigeninteressen den ethischen Blick für das Gemeinwohl nicht aus den Augen verliert. Es stört, dass im Kommentar von „einem der wenigen“ die Rede ist. Denn auf der Suche nach Handlungsorientierung scheint eine Gesellschaft gut daran zu tun, viele zu haben, die im Kleinen und Großen mit Verstand, Herz und Haltung vorangehen. Also, auf was warten?