Tagungshaus
Die Temperaturen steigen. Nach dem gefühlt kühlen und verregneten April klopft der Sommer an. Vergessen sind die Sorgen und Ängste des letzten Herbstes vor Energieknappheit, Blackout, kalten Räumen und wirtschaftlichen Einbrüchen. Gut gegangen.
Erstaunlich wie schnell die apokalyptischen Szenarien vor gut einem halben Jahr sich in Luft aufgelöst haben. Kein Lob für die regierenden Politiker:innen im Bund wie Land, die für volle Gasspeicher gesorgt haben, in Windeseile LNG-Terminals bauen ließen und einige, auch energiepolitische Kröten schlucken, sich verbeugen mussten in Lieferverhandlungen mit autoritären Regimes. Der fürchterliche Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ließ keine Wahl, die unverständliche Abhängigkeit von billigem russischen Gas, Öl und russischer Kohle schnellstens zu beenden.
Selten gewürdigt auch - nur knappe Meldungen auf hinteren Seiten - werden die Energieeinsparungen durch Industrie und Verbraucher:innen. Zwar wurde das anvisierte Einsparziel von 20% nicht erreicht, aber die erreichte Verringerung des Energieverbrauchs war ein wichtiger Faktor, um in bedrohlicher Lage durch den Winter zu kommen - in der Summe eine gesellschaftliche Gesamtleistung von Politik, Wirtschaft und Haushalten.
Stattdessen: Glück gehabt, das Schicksal habe es gut gemeint, war ja Gott-sei-Dank ein milder Winter, was hätte nicht alles passieren können. Ein zynischer Verweis. Denn der milde Winter hat ja, allgemein bekannt, seine Ursachen im Klimawandel. Er ist kein schicksalhaftes Naturereignis, sondern Folge katastrophaler Zerstörungen der Ökosysteme durch menschliches Handeln. Und der Verweis auf den milden Winter verringert ja nicht die Leistung von Industrie und Bevölkerung bei der Energieeinsparung. Die letzten Winter waren auch schon milde.
Was wäre wenn? Was wäre, wenn die Energiewende von vor 20 Jahren dynamisch und konsequent fortgesetzt worden wäre? Die Frage zielt nicht auf Schuldzuweisungen. So gestellt wäre sie eine Überheblichkeit derjenigen, die in der Rückschau immer alles besser wissen. Aber die Antwort könnte Hinweise liefern, was jetzt dringend, wenn auch spät, angepackt werden muss. Damit durch entschlossenes Handeln Zuversicht und Hoffnung auf Zukunft wachsen und wohlfeile Apokalyptiker, der einen wie der anderen Seite, Lügen gestraft werden.
Und wir uns nicht mehr vor kalten Wintern ängstigen müssen.
Was wir aus der Rückschau zur Umsetzung der Energiewende für die Zukunft lernen können, kommentiert Detlef Herbers in seinem Stand•PUNKT.
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