14.11.2024

Politisch heißer November – nicht nur für Verantwortungsträger

Die Medien waren in der vergangenen Woche reichlich beschäftigt. Eine politische Entscheidung jagte das nächste politische Großereignis. Startete der November zunächst mit dem Inkrafttreten des Gesetzes über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag, fiel schließlich weltpolitisch die Wahl des amerikanischen Präsidenten mit dem nationalen Aus der Ampel-Regierung auf gleichen Tag. Ob überraschend oder nicht, heißt es nun, die richtigen und guten Schlüsse aus diesen aktuellen Ereignissen für die Zukunft zu ziehen.

Es ist ja nicht so, als habe die Kirche mit ihrer katholischen Soziallehre nicht wenigstens einige Impulse für die gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung unserer Tage. Mit ihren immer wieder wachzurufenden Prinzipen stellt sie einen soliden, vernünftigen und ethischen Rahmen politischer Auseinandersetzung dar.

Um nur einige wenige Punkte zu nennen: umwelt- und klimapolitisch ist uns spätestens seit Papst Franziskus‘ Enzyklika „Laudato Si“ die sog. Sorge um das gemeinsame Haus ein präsenter und ernster Begriff. Bei allen klimapolitischen Maßnahmen gilt es jedoch, die Balance zwischen Ökologie und sozialer Gerechtigkeit nicht aus den Augen zu verlieren. Mögliche Belastungen aus einer sinnvoll betriebenen Klimapolitik müssen umsichtig und politisch fair verteilt werden. Natürlich muss sich eine Gesellschaft moralisch darin beweisen, wie sie mit ihren Schwachen und Bedürftigen umgeht. Dabei gilt es, Maßnahmen langfristig finanziell tragbar und v.a. wirksam zu gestalten, um eine echte und dauerhafte Gerechtigkeit zu erreichen. Auch ist es kein Geheimnis, dass die christlich-katholische Perspektive die Familie als Keimzelle der Gesellschaft ansieht und in ihr die kleinste Form kirchlichen Miteinanders, die sog. Hauskirche (vgl. Gaudium et spes), stärken will. Das ist nicht nur ein politische, sondern auch eine theologische Aufgabe. Familien politisch und gesellschaftlich durch Maßnahmen und Förderungen zu stärken, ist das eine, Familien kirchlich und pastoral zu fördern, mit ihnen und aus ihnen heraus Gesellschaft und kirchliches Leben zu gestalten, das andere. Auch die Fragen des Lebensschutzes und der Gesundheitspolitik spielen weiterhin keine nebensächlichen Rollen. Gesetzliche Entscheidungen bzgl. möglicher Lockerungen in der Debatte um den assistierten Suizid stehen in Spannung mit der christlichen Perspektive der Unveräußerlichkeit und Heiligkeit menschlichen Lebens.

Große Aufgaben also für Verantwortungsträger und -trägerinnen in Politik und Gesellschaft? Ja. Ebenso große Aufgaben für die Bürger und Bürgerinnen unseres Landes? Ja. Wahlen sind Ermöglichungsräume politischer Interaktionen und Mitbestimmung. Mit anderen Worten stehen in unserer Demokratie alle Wahlberechtigten in der Verantwortung. Es gilt: Beschäftigen wir uns doch jetzt schon intensiv mit unseren Haltungen und Interessen und denen politischer Parteien und gestalten dann mit unseren christlichen Stimmen dieses Land aktiv mit, nicht nur am Tag der Wahl.