Tagungshaus
Universitäten gewähren ihren Studierenden ein Regelsemester mehr. Doch was ist mit den Schüler*innen? Kinder haben den gleichen, ungewöhnlichen Aufwand in dieser Pandemie verdient wie andere Bevölkerungsgruppen auch.
Eine Wiederholung des Schulhalbjahres ist notwendig, …
I. … um soziale Ungleichheiten nicht weiter zu verschärfen und um allen Kindern bestmögliche Chancengleichheit zu gewähren.
Gerade Schulen haben das Potenzial, den ungleichen Entwicklungschancen von Kindern entgegenzuwirken, die durch Unterschiede in den Herkunftsfamilien bestehen. Die beschlossene Verlagerung nach Hause verstärkt die Wirkung der ungleichheitsstiftenden Faktoren. Anderweitige Schulausfälle führten dazu, dass Schüler*innen langfristig niedrigere Bildungsabschlüsse erreichten und häufiger arbeitslos wurden.
II. … um das Bildungsniveau aufrecht zu erhalten.
Mancher Bildungsökonom prognostiziert, dass (mindestens) ein Drittel des Lernstoffs weniger erlernt wird - und die darüber erlernten Kompetenzen. Zumal der Klassenverband einschließlich der Lehrkräfte als wichtige Motivatoren für Lernen und Präsentieren des angeeigneten Wissens fehlen. In einem dynamischen Lerngeschehen wirken geschlossene Schulen als Zurückfallen hinter einen bereits erreichten kognitiven Lernerfolg. Der ist wieder aufzuholen.
III. … um die psychosoziale Entwicklung kindgemäß zu unterstützen.
Gelebte Freundschaften, Peer-Groups und Entfaltungsmöglichkeiten sind gerade für die Jüngeren von immenser Bedeutung für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Im Kontakt mit Gleichaltrigen entwickelt sich moralisches Denken, Empathie, das Lösen von Gruppenproblemen, Eigen- und Fremdwahrnehmung zur Bildung einer eigenen Identität und vieles mehr an psychosozialer Gesundheit. Oder eben nur reduziert.
Den schulpolitischen Entscheidungen während der Corona-Pandemie sind Kinder ausgeliefert und zwar mit ganz erheblichen, gegenwärtigen und langfristigen Auswirkungen. Gerade darum braucht es einen politischen, partizipativen „Kindergipfel“, um möglichst bald über vorausschauend festgelegte Gegenmaßnahmen und Hilfsangebote zu entscheiden. Kinder und Jugendliche brauchen jedenfalls nicht nur Geld. Zu überlegen, ob ein Schulhalbjahr wiederholt werden sollte, sollte ein Entscheidungspunkt dieses Kindergipfels sein.
Andreas Fisch
Universitäten gewähren ihren Studierenden ein Regelsemester mehr. Doch was ist mit den Schüler*innen? Dr. Andreas Fisch bedenkt Gründe für einen Kindergipfel, um auch über die Wiederholung eines Schulhalbjahres zu beraten. Der Vorschlag verdeutlicht an einem Kristallisationspunkt die gravierenden und langfristigen Auswirkungen der Maßnahmen gegen Corona auf Kinder und Jugendliche.
T: +49 231 20605-37
E-Mail schreiben