Tagungshaus
Wem sollen welche Bürden zugemutet werden? An dieser Frage krankt die Pflege in Deutschland seit Langem. Werden Löhne der Pflegekräfte angemessen erhöht, so sind die Kosten entweder den öffentlichen Haushalten oder den Patient*innen und ihren Angehörigen in Rechnung zu stellen. Ein anderer Weg wäre, in der häuslichen Pflege irreguläre, ausländische Arbeitskräfte sehenden Auges zuzulassen, die Strafbarkeit hier nicht einzuführen und die Kontrolldichte zu verringern. Die vermeintlich bessere humane Pflege daheim bezahlen ausländische Pflegekräfte schon heute mit oft untragbaren Arbeits- und Lebensumständen. Wieder ein anderer Weg hält die Löhne von Pflegekräften gering, um die öffentlichen Haushalte und damit letztlich die Steuerbeitragenden zu schonen. Die Pandemie zeigt zumindest eine grundsätzliche Wertschätzung der Arbeit von Pflegekräften. Wer könnte nun Treiber von höheren Löhnen in der Altenpflege sein?
Genau spiegelverkehrt zur Sorge der AK lässt sich befürchten, dass fortbestehende Dumping-Löhne langfristig die Refinanzierung der höheren Löhne bei der Caritas gefährden. Ver.di/BVAP und Caritas/Diakonie täten als sozial orientierte Akteure gut daran, einen zustimmungsfähigen Tarifvertrag zu entwerfen, der dann allgemeinverbindlich auch die anderen der Branche zu anständigen Löhnen verpflichtet. Dafür braucht es Schritte beider Seiten aufeinander zu. Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag für die Pflegebranche ließe hoffen, dass sich der Wettbewerb um die bessere Qualität der Pflegeleistungen und nicht um die weitere Prekarisierung der Lebens- und Einkommensverhältnisse der „Helden der Corona-Krise“ entwickelt - und die gesellschaftliche Wertschätzung der Pflegenden während der Pandemie würde greifbar.
Andreas Fisch
Ver.di stellt derzeit die Caritas an den Pranger, bessere Löhne für Pflegekräfte verhindert zu haben. Ob dies der geeignete Wege ist, zu besseren Löhnen für die „Helden der Corona-Krise“ zu kommen, bezweifelt Dr. Andreas Fisch. Wenn die sozialorientierten Verbände wie AWO, Caritas, Diakonie und ver.di sich zerfleischen und nicht zueinander finden, dann profitieren jene, die Pflege um des Profits willen betreiben, oft auf dem Rücken ihrer Pflegekräfte.
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